Mittwoch, 6. Februar 2013

Es tuot vil wê, swer herzelîche minnet… Der Minnesang

Jeder der hier anwesenden Ritter, der gedenkt, für seine Holde einen Drachen als Beweis seiner ewigen Liebe zu töten, möge kurz innehalten und lauschen. Es gibt nämlich einen wesentlich ungefährlicheren Weg, das Herz eurer Dame zu erlangen: Schreibt ihr ein Minnelied!

Das Wort minne (ahd. minna) bedeutet ursprünglich sich erinnern, gedenken. Der Begriff selbst wurde erstmals ungefähr um das Jahr 1230 vom berühmtesten Minnesänger aller Zeiten verwendet - Walther von der Vogelweide.

Ein Minnesänger drückte in seinen Liedern die tiefe Verehrung und geistige Liebe zu einer meist höhergestellten und dadurch für ihn unerreichbaren Dame aus. Diese Art der Minnelieder nennt man hohe Minne. Natürlich gibt es auch eine niedere Minne (mhd. liebe), die sich allerdings hauptsächlich um das körperliche Verlangen dreht.

Wer seiner Auserwählten das Minnelied nicht nur vortragen, sondern tatsächlich auch vorsingen will, muss sich leider erst eine passende Melodie dazu überlegen - diese wurden im Gegensatz zu den vielen Texten kaum überliefert. Das liegt vor allem daran, dass sie fast nie schriftlich festgehalten wurden, und wenn doch, dann nicht in der einheitlichen Notenschrift, die wir heute kennen.

Ihr seht, bevor ihr Leib und Leben riskiert, greift lieber zu Pergament und Federkiel, denn es gibt wohl kaum etwas romantischeres, als ein schmachtendes, herzzerreißendes Minnelied eines Ritters, der sich nach seiner ach-so-weit-entfernten, makellosen und sowieso wundervollen Dame sehnt.

Gott zum Gruße!

HvW